3x
Mont Blanc - und immer noch kein Ende in Sicht
1.
Versuch
Im
Mai 1998 bestiegen wir das erste Mal, ohne große
Zwischenfälle den Mont Blanc über seinen
Normalaufstieg. Nach einiger Zeit zog es uns wieder an
diesen herrlichen Berg. Doch was wir dort für ein
Fass aufmachten, ist unvorstellbar.
Am
Vatertag 2004 machten wir uns zu Dritt auf, um evtl.
die Mont Blanc Überschreitung von der Aig. du Midi über
den Mont Blanc Tacul dann Mont Maudit und letztendlich
den Mont Blanc. Doch als wir in Chamonix bei
herrlichem Wetter und perfekten Verhältnissen
ankamen, war die Aig.du Midi Bahn wegen
Revisionsarbeiten geschlossen. Also lungerten wir bis
Mittags in Chamonix rum und schauten die ganze Zeit
zum Gipfel unseres Begierde. Nach dem wir in der Pogo
Loco Bar unseren American Big Burger zu uns genommen
hatten, machten wir uns auf den Heimweg. Zuhause
angekommen, verschlug es uns zu Gregors Waldhütte um
zu Grillen. Doch bevor wir die erste Wurst fertig
hatten, war der Schnaps, der eigentlich für den
Gipfel gedacht war, und die Reserven, die Gregor in
seine Hütte deponiert hat,
bereites aufgebraucht. Wir nannten unsere
Vorgehensweise „Druckbetankung aus Frust“.
2.
Versuch
Unsere
glorreiche Idee in diesem Jahr war der Gedanke, mit
dem Fahrrad von St. Peter nach Chamonix zu fahren und
im Anschluss die Mont Blanc Überschreitung zu
vollenden. Gesagt getan – am 24.05.05 ging es los,
mit Thomas Maier, Gregor Schuler und mir. Gregor,
der das Fahrrad nicht wirklich mag und noch nie länger
als 60 km am Stück gefahren ist, war es nicht
geheuer, diese Fahrt anzutreten. Der erste Tag ging
vorüber ohne großes Jammern. Am Abend waren wir nach
190 km am Bieler See angelangt und durften auf einem
Campingplatz in einem Zelt übernachten. Der Besitzer
des Platzes hatte uns mit Decken versorgt, die wir in
der saukalten Nacht auch dringend benötigten, denn
das Thermometer stieg nicht viel höher als Null Grad
an.

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Am
zweiten Tag verfuhren wir uns gleich zu Beginn und
mussten uns einen sehr Steilen Weg nach oben zwingen.
Von diesem Zeitpunkt an fuhr Gregor meist mit einem
Abstand von 20 m hinter uns her, weil er den ganzen
Tag nur noch fluchte und meckerte. Übernachten
konnten wir nach 140 km in der Ortschaft Bex hinter
Montreux. Am dritten Tag ging es nach
Martigni, um
dort den 1520m hohen Forcalaz Pass zu
überwinden. Während
Thomas und ich uns eines dringlichen Bedüfnisess
entledigten, fuhr Gregor ohne zu warten den
Pass an. Er hatte ein recht schnelles Tempo drauf, so
dass wir ihn kaum einholen konnten. Doch als wir in
seine Nähe kamen, hörten wir von weitem ein Fluchen
eines nicht ansprechbaren Gregor. Dies spielte sich
etwa im ersten Drittel des Passes ab.
Nach kurzer Zeit fuhr er immer noch fluchend auf einen
schattigen Parkplatz, um sein Gemüt zu beruhigen. In
glühender Hitze kamen wir dann auf dem Pass an. Nach
kurzer Rast und zwei Eis ging es dann weiter, mit dem
Ziel vor Augen. Am Campingplatz angekommen, mussten
wir nicht lange auf unsere Camping-Utensilien warten,
denn zwei Bekannte fuhren unser Zeug per Auto nach
Chamonix.
Nach
einem Tag Ruhe stiegen Irene, Simone, Gregor und ich
wieder mal mit der Aig. du Midi Bahn, um von dort auf
die Cosmiques Hütte zu gelangen. Dort angekommen,
teilte uns der Hüttenwirt mit, dass die Lager restlos
ausgebucht sind und wir noch genügend Zeit hätten,
um ins Tal zurück zu kehren. Für mich brach eine
Welt zusammen. Wir fahren mit dem Fahrrad von St.
Peter nach Chamonix, es herrschten die besten Verhältnisse
am Berg, das Wetter war perfekt – und wir waren zu
dumm, um auf der Hütte anzurufen um ein Lager für
uns zu reserviert. Also fuhren wir die Valle Blanche
Abfahrt wieder hinunter, die aber nur noch zum Teil
befahrbar war. Nach der Requin-Hütte mussten wir den
Sommerweg absteigen, z.T. abseilen, um wieder auf den
Gletscher (Mer de Glace) zu gelangen. Nach dem wir
recht lange die Skier über den Gletscher getragen
hatten, kamen wir an der Zahnrad Bahn Montenvers an.
Da es relativ spät war, dachten wir uns schon, dass
keine Bahn mehr nach Chamonix fährt und wir den Weg
hinunter zu Fuß hinter uns bringen müssen. Ich
glaube, es gibt recht wenig Menschen auf der Welt, die
zweimal mit Skier auf dem Rücken diesen Weg
absteigen. Doch wir durften dies schon einmal genießen,
wie in unseren „22
Std. von Chamonix“ beschrieben.
Recht
wütend auf unsere eigene Dummheit fuhren wir am nächsten
Tag wieder nach Hause.
3.
Versuch
Eine
Woche später fuhren Gregor und ich wieder nach
Chamonix, um unser Werk nun endlich zu vollenden. Die
Verhältnisse und das Wetter sahen gut aus, und auf
der Hütte hatten wir sogar ein Lager reserviert. Der
Hüttenwirt bat uns um Vorsicht wegen Lawinen, da es
Tags zuvor ein wenig geschneit hatte und der Wind doch
recht stark blies. Doch als wir mitbekamen, dass
mehrere Seilschaften die gleiche Tour vorhatten und
dort auch Bergführer dabei sind, verflogen unsere
Bedenken. In der Nacht um 3 Uhr ging es los. Ca. 25
Personen machten sich auf den gleichen Weg. Den Mont
Blanc Tacul (Sattel, 4100 m) hatten wir bald erreicht,
und wir konnten den Aufstieg zum Mont Maudit einsehen.
Als wir unsere Ski mit den Steigeisen getauscht
hatten, ging es weiter. Ca. 12 Personen waren vor uns,
die auch schon die Hälfte der Wand hinter sich
hatten. Gregor und ich hatten ca. ein Drittel
geschafft, als hinter mir ein Geschrei los ging. Im
ersten Augenblick kapierte ich überhaupt nichts - bis
Gregor hinter mir „Achtung Lawine“ schrie. Als ich
nach oben blickte, raste eine riesige Schneewolke auf
uns zu. Ca 3m hinter mir sah ich eine kleine
Gletscherspalte, die wie ein Gletscherschrund aussah. Dort
warfen wir uns dahinter und die Lawine krachte über
unsere Köpfe hinweg. Als der Schneestaub sich auflöste,
sahen wir mit Schrecken, dass alle bis auf drei
Bergsteiger ca. 200 hm im Lawinenkegel unter uns
lagen. Wie sich bald rausstellte, war wohl keiner
verschüttet, doch drei waren verletzt.
Nachdem
die Verletzten und die direkt beteiligten Personen mit
dem Heli ausgeflogen waren, machten Gregor und ich uns
auf den Rückweg. Mit etwas wackligen Beinen fuhren
wir die Tacul-Flanke wieder runter und mit der Bahn
zurück nach Chamonix.
Nächstes
Jahr wird der 4.
Versuch gestartet. (oder übernächstes...)
Bericht von Marco Weber
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